Der Opel Kadett
„Aero“
OPEL-AIR FESTIVAL
KADETT AERO. Für die Sonnenseite der Straße.
Kadett Aero. Dieses Auto hat immer Saison.
Mehr Sonne, mehr Luxus, mehr Kadett.
Opel-Werbeslogans für den Aero

Opel Kadett Aero – Ein ganz besonderer Cabrio-Umbau
An der Serienfertigung des Aero hatte der deutsche Automobildesigner Erich Bitter maßgeblichen Anteil. Er baute mit Karl Baur einen Prototypen auf Kadett-Basis im Stil der bereits bekannten BMW-Baur-Cabrios. Das Fahrzeug erhielt eine Leder-Ausstattung, breite Kotflügel, Ronal-Felgen, einen 1,6L Motor vom Ascona und als Gag einen Fernseher. Der Prototyp wurde anläßlich eines wichtigen Treffens vor dem Stylingzentrum von Opel geparkt und fand prompt das gewünschte Interesse der Verantwortlichen. Man einigte sich auf eine Serienfertigung bei der Firma Baur Karosserie- und Fahrzeugbau in Böblingen. Die Fahrzeuge sollten jedoch keine Bitter sein, sondern als Opel-Fahrzeuge direkt vermarktet werden. Erich Bitter erhielt eine Provision. Opel entschied sich gegen die breiten Kotflügel und auch der Motor wurde durch den kleineren 1,2S Motor ersetzt. Die gewöhnungsbedürftigen, buntkarierten Cabrio-Polsterstoffe stammten vom US-Markt. Der Verkaufspreis wurde auf stolze 15.500 DM festgelegt. So modifiziert wurde der „Opel Kadett Aero“ dann in Serie gebaut.
Für die Produktion lieferte Opel die Rohkarosse und Baur ersetzte das Dach durch seinen speziellen Cabrioaufbau, der im Landaulet-Stil ausgeführt ist. Kennzeichnend für diese Bauweise ist die feste C-Säule der Karosserie, hinter der sich ein kurzes Faltverdeck befindet. Im Dach ist ein Hardtop integriert. Durch diese Bauweise stabilisiert der verbleibende Dachrahmen und die C-Säule das Fahrzeug und eine zusätzliche Versteifung der Karosserie ist nicht notwendig. Während der Entwicklungsphase durchlief der Kadett Aero die üblichen Crashtests erfolgreich.
Trotz dieser soliden technischen Grundlage und dem großen Erfolg des Kadett C in seinen Bauformen Limousine, Coupe, Caravan und der Schrägheckversion „City“, war der Markterfolg der Cabrio-Variante „Aero“ gering. Der Aero wurde nach nur zweijähriger Bauzeit und 1341 gebauten Fahrzeugen im Juni 1978 aus dem Programm genommen. Als Grund für den Misserfolg wurde von Opel die geringe Nachfrage und der sehr hohe Verkaufspreis genannt, der rund 5.000 DM und damit 50 % über dem Preis der Limousine lag. Jedoch ist dies nur bedingt korrekt. Ein Cabrio entsprach Mitte der Siebziger schlicht nicht dem Zeitgeist. Geprägt von der Ölkrise war „Autofahren zum Spaß“ für viele Menschen nicht erstrebenswert. Auch die Entscheidung, den Aero zunächst nur mit dem kleinen 1,2 Liter Motor anzubieten, trug sicher maßgeblich zu den mäßigen Verkaufszahlen bei. Ab Juli 1977 konnte der Aero auch mit dem 1,6 Liter Motor bestellt werden. Dies half zu dem Zeitpunkt dann jedoch nicht mehr, in die Erfolgsspur zu finden.
Erich Bitter bekam aus der Serie elf Fahrzeuge (Nr. 942 sowie die letzten zehn Fahrzeuge der Serie). Bitter modifizierte die Fahrzeuge im Stil seines ursprünglichen Prototypen mit einer Lederausstattung, Kotflügelverbreiterungen und einem Doppelvergaser für den 1,6 Liter Motor. Die zehn Fahrzeuge waren schwarz lackiert, angeblich aus Trauer über das Serienende. Trotz des Preises von 30.000 DM wurden diese Bitter-Fahrzeuge in wenigen Tagen verkauft.

Erich Bitter
Autodesigner
(Quelle: CC BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons)


Seit den 1920er Jahren baute die Karosseriefabrik Gebr. Ludewig in Essen unter der Bezeichnung „Aero“ Busse mit einem patentierten Faltdach. Bekannt wurden die Aero-Stromlinienbusse auf Basis des Opel Blitz 2,5 t. Ludewig arbeitete sehr eng mit Opel zusammen und die Bezeichnung „Aero“ wurde hier das erste Mal in Zusammenhang mit Opel verwendet.

Quelle: © Opel Classic Archiv der Opel Automobile GmbH
Der Name „Aero“ für ein Cabriolet wurde von Opel bereits für den auf der IAA 1969 präsentierten, jedoch nicht in Serie gebauten „Opel GT Aero“ verwendet.

Der Geburtstag des Kadett Aero war der 11. März 1976, als er anlässlich des 46. Genfer Autosalons der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Aussprache: [ä-ro] und nicht [a-ero]

Das bei Karmann in Osnabrück jahrzehntelang gebaute VW Käfer Cabrio war der Konkurrent des Aero. Der biedere Käfer mit knatterndem Motor sollte doch chancenlos sein gegen ein modernes Cabrio – oder doch nicht? Der Käfer war knapp 3.000 DM günstiger, das Design zeitlos. Der Aero war nach dem „Abspecken“ des Prototypen nicht mehr der Hingucker, den Erich Bitter vorgestellt hatte. Viele Kunden bevorzugten den Käfer.

Quelle: D. Balkmann
Der letzte Aero – von Erich Bitter modifiziert entsprechend dem Erscheinungsbild des ursprünglichen Prototypen.
Technische Kennwerte Kadett Aero
Karosserie
Motor
Bauform
Schmierung
Ventilsteuerung
Hubraum
Bohrung x Hub
Verdichtung
Leistung
Drehmoment
Gemisch
Kühlung
Zündung
Antriebsstrang
Kupplung
Getriebe
Differential
Übersetzung
Fahrwerk
Vorderachse
Hinterachse
Räder
Reifen
Lenkung
Wendekreis
Bremsen
Maße und Gewichte
Länge
Breite
Höhe
Radstand
Spurweite
Leergewicht
Zuladung
Tankinhalt
Fahrleistungen
Norm-Verbauch
Vmax
Beschleunigung
Verkaufspreise
2-türige Limousine mit Überrollbügel, abnehmbares Kunststoffdach und Faltverdeck (Cabriolet)
Selbsttragende Ganzstahl-Karosserie
1,2 S
4 Zylinder Otto-Reihenmotor, Block und Kopf aus Grauguß, Öldruck-Umlaufschmierung
OHV (hängende Ventile), Rollenkette
1196 cm³
79 x 61 mm
9,0:1
44 kW/ 5400 min-1
90 Nm/ 2600-3400 min-1
Fallstromvergaser mit Beschleunigerpumpe
Frostsichere Überdruck-Flüssigkeitskühlung
Batterie 12 V/ 38 Ah
Einscheiben-Trockenkupplung mit Scheibenfeder
Viergang-Getriebe mit Mittelschaltung oder Automatik-Getriebe
Hypoidverzahnung
4,11 / 3,67 (Automatik)
Einzelradaufhängung an Doppel-Querlenkern, Schraubenfedern, Teleskop-Stoßdämpfer, Stabilisatoren
Zentralgelenkachse mit zwei Längslenkern, Schraubenfedern, Teleskop-Stoßdämpfer, Panhard-Stab
Stahlscheibenräder
175/70 SR 13
Zahnstangen-Sicherheitslenkung
9,95 m
Zweikreis-Vierrad-Öldruckbremse mit Bremskraftverstärker, vorne Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen
Hand-Seilzugbremse auf die Hinterräder
4124 mm
1570 mm
1375 mm
2395 mm
1300 mm/ 1299 mm (vorne/ hinten)
820 kg
400 kg
43 l
7,9 l/100km (8,6 l/100 km Automatik)
142 km/h (137 km/h Automatik)
17,5 s (21,0 s Automatik)
ab 15.500,- DM
ab 14.500,- DM (ab 07/1977)
1,6 S (ab 07/1977)
CIH (obenliegende Nockenwelle), Duplex-Rollenkette
1584 cm³
85 x 69,8 mm
8,8:1
55 kW/ 5200 min-1
115 NM/ 3800-4200 min-1
Batterie 12 V/ 44 Ah
3,89
920 kg
9,7 l/100 km
157 km/h
13,5 s
ab 15.375,- DM (ab 07/1977)
Technisch verwandte Cabrio-Konstruktionen
Bei einem Cabrio muss die Karosserie gegenüber einer Limousine steifer ausgelegt werden, um die Verwindungskräfte aufnehmen zu können. Dies erreicht man üblicherweise durch verstärkte Schweller-/ Bodenkonstruktionen. Nachteilig ist hierbei, dass das Cabrio damit zur eigenständigen Konstruktion wird und eine gemeinsame Serienfertigung mit einer Limousine/ einem Coupé nicht oder nur aufwendig umsetzbar ist.
Ab den Sechziger Jahren entstanden bei einigen Autoherstellern Konzepte, die das Problem der Verwindungssteifigkeit durch Beibehaltung eines Teiles der Dachkonstruktion lösten. Auch der Sicherheitsgedanke, einen Überrollschutz zu bieten, floß in die Konzepte ein. Die bei weitem erfolgreichste dieser Cabrio-Konstuktionen ist der „Targa“ von Porsche. Die Cabrioform der Firma Baur war konstruktiv ähnlich. Dies trifft ebenfalls auf Konstruktionen von Fiat, Lancia, Triumph und anderen Herstellern dieser Zeit zu. Eine deutliche Kosteneinsparung gegenüber einem Vollcabrio konnte jedoch keines der Konzepte erreichen. Auch deshalb sind die Konstruktionen von Cabrios bis heute vielfältig.
Einige Beispiele dem Aero ähnlicher Cabriofahrzeuge:

Porsche 911 Targa (1965)
mit Textilverdeck
(Quelle: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG)

Karmann Cheetah (1970)
Concept-Car, Design von Ital Design

BMW E21 TC von Baur (1977)

BMW E30 TC2 von Baur (1982)

Matra 530 LX (1967)
mit aufklappbarer Heckscheibe

BMW 2002 (E10) von Baur (1971)

Vauxhall Cavalier Cenatur
Convertible von Crayford (1978)
(Quelle: Vauxhall)

Der Honda CRX del Sol (1992)
versenkte das Hardtop auf Knopfdruck im Kofferraumdeckel

VW-Porsche 914 (1968)
Hardtop-Konstruktion
mit Heckscheibe statt Verdeck

Fiat X1/9 (1972)
ähnliches Konzept wie der Porsche 914 Targa

Im US-Markt baute Griffith den AMC Eagle (links, 1979) und die Toyota Celica Sunchaser (rechts, 1980) zum Convertible um

British Leyland Triumph Stag
(1970)

Lancia Beta Spider 1600 (1974)

